Mischa Rövenich veröffentlicht Märchenbuch

Bericht TV (mhu)


Geschichten mit Hexen und Zauberern in zeitgenössischer Sprache: Mischa Rövenich hat im Palais Walderdorff seine „Blauen Märchen" dem Trierer Publikum vorgestellt


Mischa Rövenich? Wer diesen Namen nicht kennt, aber eine Vorliebe für Märchen hat, sollte ihn kennen lernen. Rövenich kombiniert bekannte Passagen aus Märchen- und Kindergeschichten und erweckt sie mit zeitgenössischer Sprache und Fabulierlust zu einem eigenen Leben. Figuren wie die Hexe Tillamanilla, der Zaube­rer mit ähnlich zungenbrecherischem Phantasienamen und das blaue Bärli bevölkern die vier Geschichten des schmalen Bändchens „Blaue Märchen".

Das Bändchen ist zugleich das Erstlings- und Alterswerk des im Rentenalter stehenden Autors. Wer das Lesecafe „Literatur in Trier" im Palais Walderdorff be­sucht hat, hat den kuriosen Autor erlebt. Die Besucher konnten sich ein Urteil über die kleine blaue Hexe bilden. Sie wächst nämlich nicht mehr, seit sie als kleines Kind einen verbotenen Zaubertrank getrunken hat. Dafür kann sie aber Wünsche erfüllen und dies, wie der Verlag es formuliert, „zum Wohle von Mensch, Tier und Natur“


Ein gewisses kindgerechtes Harmoniestreben scheint den Grundtenor dieser modernen Märchen zu bilden. Es kommt aber, wie es im Palais Walderdorff zu beobachten war, offensichtlich auch bei Erwachsenen gut an. Im Plausch nach der Lesung entstand der Eindruck, als ob gerade die ober­flächliche Schlichtheit der Geschichten doch dem einen oder anderen philosophische Anknüpfungspunkte bot und zur Suche nach Tiefsinnigerem anregte.

Wer den Texten so begegnen kann und möchte, wird möglicherweise auch einen nachhaltigeren Gewinn aus ihnen ziehen. Sicherlich darf man auch rätseln, welche Symbolik der Farbe Blau zukommt.


Rainer Breuer, Verleger und Mitinhaber des Trierer Verlags Kleine Schritte, in dem das Bändchen diese Woche erscheint, orakelt jedenfalls: „Der rote Faden aller Geschichten ist die blaue Farbe." Rövenich selbst, der lange Jahre als Kunstmaler in Basel sein Glück versuchte und heute verarmt in seiner Heimat lebt, beschreibt sein Werk nüchterner. Er sagt: „Ich habe geschrieben, was ich im Kopf hatte. Jetzt ist alles leer. Da kommt nichts mehr."

Märchenhaft ist zumindest die Geschichte der Anerkennung seiner schriftstellerischen Leistungen. Eva Meyer, eine Bekannte Rövenichs, hatte die zwischen 1993 und 2000 verfassten Geschichten einem Freund, Norbert Ternes, zu lesen gegeben. Ihr Kommentar: „Lies das mal. Das muss gedruckt werden." - „Kein Problem, wir haben hier ja einen Kopierer", hatte Norbert Ternes zunächst gescherzt. Er gab den Text aber wiederum an Breuer weiter, dessen Verlag ihn schließlich tatsächlich in sein Herbstprogramm 2002 aufnahm.

Roter Faden hin oder her, Charles Dickens, der Großvater der Weihnachtsgeschichte, hätte Rövenichs blaues Wunder nicht schöner erfinden können.


Mischa Rövenich: Blaue Märchen

Trier: Verlag Kleine Schritte, 2002

Preis: 11,5O Euro