Ockfener Ortschronik


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Goldenes Jubelfest des Musikvereins Ockfen 29. Mai- 31. Mai 1954


Während im vorigen Jahr (1953) die Winzer von Ockfen mit berechtigter Sorge auf die erfrorenen Reben ihrer Weinberge schauten, traf man in den Tagen des goldenen Jubelfestes des Musikvereins Ockfen frohe Gesichter an. 50 Jahre Musikverein in unserem Weindorf sind gleichbedeutend mit 50 Jahren idealistischer Pflege der Musik nach des Tages Last und Mühen. Trotz aller Schicksalsschläge durch die furchtbaren Verwirrungen des letzten Krieges, haben es die Ockfener nicht unterlassen, dass kulturelle Schaffen zu pflegen und weiter zu entwickeln. Davon zeugt das 50jährige Stiftungsfest des MV Ockfen 1904. Aus kleinen Anfängen erst drei und dann sechs Musikanten, entwickelte sich der Verein zu einem beachtlichen Orchester von 22 aktiven Spielern. Vier Jubilaren und Gründern des Vereins, Peter Benzmüller, Matthias Benzmüller, Johann Klein und Peter Biewer aus Irsch war es vergönnt, das seltene Fest des Vereins mitfeiern zu können. Nach mühsamer eigener Ausbildung wurde von 1908 ab Michel Dawen, jetzt wohnhaft in Hentern (1954), Dirigent des jungen Vereins. Von 1918 ab leitete Nikolaus Wagner aus Ockfen, ein fachkundiger Militärmusiker, den Verein und brachte ihn auf die heutige Höhe. Als umsichtiger Vorsitzender führte den Verein Michael Hausen.

Die Vorbereitungen zu dem Fest stellten den Vorsitzenden Hausen und seinen Vorstand vor eine riesige Aufgabe. Dank des guten Willens aller Vereinsmitglieder, sowie der Dorfeinwohner, konnte das Fest in kürzester Zeit soweit organisiert werden, dass alles für die Aufnahme der vielen Gäste und eine reibungsloser Verlauf der Feier gewährleistet war. Ein Festzelt in den „Weiherwiesen“ diente zur Aufnahme der Musikfreunde aus nah und fern.

Der Auftakt des Jubiläums bildete der Kommers am Samstagabend im Festzelt. Das voll besetzte Festzelt versprach schon von vornherein einen über alles Erwarteten guten Verlauf der Feier. An der Ausgestaltung des Programms nahmen die Musikvereine von Irsch, Beurig und der gemischte Chor von Ockfen teil. An den Ehrentischen saßen mit vielen Ehrengästen von Behörden und Wirtschaft u. a. auch Landrat DR. Schaefgen und der Protektor des Festes, Amtsbürgermeister Kratz. Die Kressens Weine für die Ehrengäste waren von den Weingütern dem Vereine gespendet. Die Musikvereine Ockfen und Ayl leiteten den beschwingten musikalischen Kommers mit einer Ouvertüre ein. Vorsitzender Michel Hausen begrüßte die Ehrengäste und die stattliche Festgemeinde. Er ehrte die Toten und Gefallenen. Gertrud Müser sprach den Festprolog. Der Vorsitzende des Kreismusikverbandes, Wiethüchter, überreichte den noch lebenden vier Vereinsgründer ein Ehrendiplom und dankte ihnen für die vorbildliche Treue zu dem Verein. Nach einer kurzen Ansprache des Landrates, sprach der Protektor über die Kulturbildende und erzieherische Aufgabe der Musik in der Dorfgemeinschaft. Die sich anschließenden Darbietungen der Vereine standen auf einem hohen Niveau und zeigten ein gutes können. Der Höhepunkt der Darbietungen bildete die Erstaufführung des vom Dirigenten des Jubelvereins komponierten Marschchores „Ockfener-Bocksteinmarsch“. Es gab stürmische Ovationen für den Komponisten Wagner. Bei Musik und Gesang verlief der Kommersabend ebenso unterhaltend wie harmonisch. Als nach Mitternacht die Teilnehmer sich zur Ruhe begaben, durften sie noch den hell angestrahlten „Ockfener Bockstein“ bewundern; es war ein bezauberndes Bild.

Der Hauptfesttag am Samstag brachte den Ockfenern die erwarteten Gäste. Über 30 Vereine – zahlreich waren die Vereine aus dem Saarland vertreten – kamen um die Mittagsstunde herbei. Die Bevölkerung von Ockfen machte das Vereinsjubiläum des geschätzten Musikvereins zu einem Volksfest. Morgens versammelte sich die Gemeinde in der Pfarrkirche zum Festgottesdienst. Über 30 Vereine marschierten mittags durch das festlich geschmückte Dorf, ein selten langer Festzug, angeführt von der Jugendkapelle Kostenbach (Wadern).Es sang und klang durch das Dorf und ins Tal hinaus. Trotz drohend aufziehender Regenwolken, meinte es der Wettergott gut. Auf dem Festplatz und im Festzelt herrschte harmonisches Treiben. Noch einmal sprach der Protektor des Festes, Amtsbürgermeister Kratz, der den annähernd 500 Festteilnehmern ein herzliches Willkommen in Ockfen zurief. Abwechslungsreich waren die Darbietungen der Vereine. Ihre Leistungen waren durchweg hoch anzuerkennen und fanden auch bei dem dankbaren Publikum tosenden Beifall. Ohne Überhebung kann festgestellt werden, dass das Kulturgut der Musik an der Saar eine Pflegestätte ersten Ranges hat.

Am Sonntagabend spielte die Musikkapelle Saarlouis-Roden, die im Kreise Saarburg durch ihre vortreffliche Leistungen wohl bekannt ist, zum tanze auf. Es herrschte eine ausgezeichnete Stimmung.

Der Montag brachte den Abschluss des Festes. Hier kamen die Kinder zu ihrem Recht und in der Kinderbelustigung und dem Abendlichen Tanz war der fröhliche Ausklang gegeben.

Das 50. Jubelfest des Musikvereins Ockfen wird die Geschichte des Vereins und der Gemeinde rühmlich ergänzen. Aber auch die Ockfener Weine werden viele neue Freunde gefunden haben, den der Weinumsatz ließ nichts zu wünschen übrig. Der Verein konnte mit einer Bilanz von rund 3000,- DM Reingewinn abschließen.

Alle Teilnehmer der glänzend verlaufenen Veranstaltung werden noch lange an dieses frohe Fest zurückdenken.


Autor: Alfons Müser / Bilder: Archiv Günter Kleutsch

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