Ockfener Ortschronik


Homepage

zur Übersicht



Die Ockfener Schulverhältnisse von 1750 - 1950


Eine Schilderung der Schulverhältnisse nach 1750 findet sich in der Pfarrchronik: „Die Schule war lange Zeit ausschließlich Sache der Kirche. Pfarrer und Pfarrgemeinde hatten unter Aufsicht der bischöflichen Behörden für den Unterricht und die Beibringung des Lehrergehaltes zu sorgen. Pastor Caneris von Konz nahm 1780 eine Schulrevision als erzbischöflicher Schulvisitator vor in der Pfarrei Serrig- Irsch. Im Visitationsprotokoll heißt es, dass Ockfen und Crutweiler ihre Kinder von einer Stube in die andere gehen lassen, also in Schulraum abwechseln. In Ockfen sind 8 Jungen und 8 Mädchen schulpflichtig, keins kann lesen und schreiben. Die Befähigung der Jugend (in der ganzen Pfarrei) im Katechismus ist gut, in der Bibel bekommen sie keinen Unterricht.“

Aus diesem Bericht ist zu entnehmen, dass Ockfen in der damaligen Zeit keinen festen Schulraum hatte. Es handelte sich um eine so genannte Winterschule, eine Schule also, in der die Kinder nur in den Wintermonaten zum Unterricht herangezogen wurden. Die Leistungen der Schule waren katastrophal und konnten bei dem Bildungsstand und der schlechten Bezahlung der damaligen Lehrer auch nicht anders sein. Auch hierüber gibt die Pfarrchronik Irsch einige interessante Berichte. Darin heißt es: „ Der Küster von Irsch erhält von einer großen Leiche in Ockfen 18 alb, vom Kinderbegräbnis 14 alb. Als Schulmeister erhält er vom Kind, das nicht schreiben kann, 12 alb, vom Kind das schreibt 14 alb.“ Aus preußischer Zeit ist im Pfarrarchiv ein ausgefüllter Fragebogen des Bischöflichen Generalvikariates vom 30.11.1816 über das Schulwesen in der Pfarrei Irsch (Irsch, Ockfen, Schoden). Darin heißt es: „ In Ockfen ist Lehrer Christian Kreat, geb. am 17.11.1785 zu Brandscheid im Kanton Schönberg. Er ist verheiratet und hat ein Kind. Als Lehrer, als Mensch und Familienvater verdient er Empfehlung. Die Zahl der Kinder betrug in der Schule Ockfen 25. Der Lehrer von Ockfen machte im Sommer „den Taglöhner“. Er hielt Schule im Hirtenhäuschen, was aber im schlechten Zustand war. Aufschlussreich sind auch hier die Angaben im Pfarrarchiv Irsch. Wenn auch nicht über Ockfen geschrieben, so geben sie doch einen eindeutigen Einblick in die damaligen Schulverhältnisse und die Qualität der Lehrer. „In Schoden ist Lehrer Johannes Schreiner aus Irsch, geb. am 30.04.1781, hat keine Normalschule besucht, ist für diesen Winter gedingt, verheiratet und hat 3 Kinder. Auch ist er Taglöhner. Er hat 26 Schulkinder. Schulstube ist ein Hirtenhäuschen. Über seine Fähigkeiten heißt es wörtlich: „Ist noch nicht so übel. Sitten gut, Fähigkeiten keine.

Zum Klostergut gehörte das später als Schule benutzte Haus neben Benzmüller- Pütz [1] am unteren Dorfbrunnen, das ebenfalls unter die Säkularisierung fiel und von der Gemeinde Ockfen käuflich erworben wurde. Einer der Räume im Erdgeschoss wurde als Schulsaal benutzt, während die übrigen Räume des Hauses zur Lehrerwohnung gehörten. Ein Spielplatz für die Kinder war nicht vorhanden.

Im Jahre 1826 oder 1827 wurde Johann Klein aus Hundstein / Hunsrück Lehrer in Ockfen, der bis zu seinem Tode im Jahre 1877 diese Stelle inne hatte. Bis ins behäbige Alter stand er demnach vor den Kindern.


Nach dem Tode des Lehrer Klein wurde die Schule dem Lehrer Lellig aus Faha übertragen. Er bewohnte als Junggeselle die Lehrerwohnung und hat für sich gekocht. An diese Zeit erinnerte er sich später immer gerne, und seine Frau, die heute (um 1950) als Witwe in Konz lebt, erzählte mir persönlich, dass er, wenn die Hausfrau den Fettgehalt der Kartoffeln mit dem damaligen Gehalt des Lehrers in Übereinstimmung bringen wollte, immer wieder mit einem gewissen Stolz bemerkte: „Aber so feine Bratkartoffeln, wie ich sie mir in Ockfen gemacht habe, bringst du nicht fertig.“ Lehrer Lellig wurde 1883 nach Pellingen und später nach Konz versetzt. Sein einziger Sohn, der Pater Dr. Lellig, ist zur Zeit (um 1950) Theologieprofessor in Freiburg/Breisgau, während seine Tochter den derzeitigen Mittelschulrektor Scherer in Konz ehelichte.

Unter Lehrer Lellig waren gleichzeitig mehrere Aspiranten an der Ockfener Schule tätig. Zunächst war der Aspirant Merzkirch hier beschäftigt. Hernach kam Schäfer nach Ockfen, der später als Lehrer an die Taubstummenschule nach Trier kam. Auf ihn folgte Matthias Hausen aus Ockfen, der jedoch die Lehrerprüfung nicht bestand und im Jahre 1888 nach Amerika auswanderte.

Auf Lehrer Lellig folgte im Jahre 1883 als planmäßiger Lehrer Josef Müller, der bis 1883 an der Ockfener Schule tätig war. Der 82 jährige Schuhmacher Tribur [2] konnte mir eine kleine Episode erzählen, die ihm aus der Zeit des Amtsantrittes des Lehrer Müller im Gedächtnis haften blieb: Lehrer Müller kam in Begleitung seines Vaters von Beurig, um sich seine neue Stelle anzusehen. Kurz vor Ockfen bemerkte er 3 Schulknaben, unter denen sich der „Kusch Kläs“ befand, die ohne Badehose in der Saar sich tummelten. Sie waren am Fischen, was der neue Lehrer jedoch nicht ahnen konnte. Lehrer Müller rief die 3 kurzerhand an, die auch im Adamskostüm vor ihm erschienen. Mit einer geschmeidigen Gerte führte Lehrer Müller seine erste Amtshandlung durch und dann folgte seine Ernennung.

Im Jahre 1901 starb Lehrer Müller in folge eines Unglückfalles. Eine Beerdigung brachte ihn zu Verwandten nach Fell. Dort wurde er von einem Pferd im Stall geschlagen. Innere Verletzungen hatten seinen Tot zur Folge.


Während der Amtszeit des Lehrer Müller erfolgte der Bau der jetzigen Schule im Jahre 1888. [3] Wahrscheinlich war es der Wunsch der verantwortlichen Männer, die neue Schule in die Nähe der Kapelle [4] zu bauen, da sonst keine Gründe vorliegen konnten, sich für diesen Bauplatz zu entscheiden. Die Schule wurde von rund 90 Kindern besucht, die später sogar auf 110 anschwoll. Der Bauplatz bot nur soviel Raum, dass ein Schulsaal errichtet werden konnte. Als Spielplatz blieb eine Fläche von knapp 1 a übrig, da die übrige Fläche des heutigen Spielplatzes als Kapelle und Friedhof genutzt war. [5] Auch die nähere Umgebung des Schulgeländes war schon vom hygienischen Standpunkte aus für eine Erziehungsstätte der Kinder durchaus unpassend. Genau wie heute noch (1950) wurde die obere Seite der Schule von Dungstätten gesäumt. (Kirchstraße) Die Jauche (Gülle) lief über den Spielplatz und Friedhof , und es klingt wirklich pietätlos, wenn man alte Leute erzählen hört, dass sich in den aufgeschaufelten Gräbern recht ansehnliche Mengen Jauche (Gülle) gesammelt hatten, in die dann die Särge hinabgesenkt wurden. Aus all dem ergibt sich, dass man beim Schulneubau recht kurzsichtig handelte, zum Teil aus Unkenntnis, zum Teil aber auch, weil die verantwortlichen Männer für die Schule kein Verständnis hatten. Unter dieser Kurzsichtigkeit leiden noch heute (1950)die Ockfener Schulverhältnisse, und es ist kennzeichnend wenn heute noch ein Großteil der Dorfeinwohner mit diesen Zuständen zufrieden ist und der Abstellung dieser Zustände durch den Bürgermeister und die Gemeindevertretung ablehnend gegenüber stehen. Schon nach kurzer Zeit sollten sich die Unzulänglichkeiten des 1889 bezogenen Schulneubaus zeigen.

Auf Lehrer Müller folgte Lehrer August Metzdorf, der von 1901 – 1934 an der hiesigen Schule beschäftigt war. Im Jahre 1924 wird die Schule zweiklassig. Als zweite Lehrkraft wird Fräulein Deutsch aus Zewen angestellt, die bis 1944 hier tätig ist. Damit beginnt der Zustand, der heute (1948) noch eine geordnete Schularbeit unmöglich macht: 2 Klassen, aber nur ein Klassenzimmer.1939 entschließt sich die Gemeinde durch einen Neubau geordnete Schulverhältnisse zu schaffen. Die Regierung Trier unterstützt das Vorhaben durch einen ansehnlichen Bauzuschuss. Die Gemeinde erwirbt durch Tausch von dem Winzer Matthias Weber ein Baugelände am Dorfausgang nach Irsch an der Abzweigung Domänenweg. [6] Das Baugelände liegt sehr schön und abseits des Dorfgetreibes. 1939 bricht der Krieg aus. Man hat mit dem Bau der Lehrerwohnung begonnen, die getrennt vom Schulhaus errichtet werden soll. Bei Kriegsausbruch wird der Bau eingestellt. Die Baumaterialien wurden rar, so dass es nur noch unter größten Schwierigkeiten gelingt, das Lehrerhaus fertig zu stellen. Der Schulbau kommt nicht mehr zur Ausführung. Nunmehr hat der Bürgermeister Benzmüller das Bauprojekt wieder aufgegriffen. Der Gemeinderat hat 1950 erneut einstimmig den Schulneubau beschlossen. Die Regierung hat, da die Gemeinde den Bau unmöglich allein finanzieren kann, einen ansehnlichen Zuschuss zugesagt. 10.000 MK sind bis jetzt der Gemeinde überwiesen, mit denen jedoch der Bau, dessen Kosten auf 110.000 MK veranschlagt sind nicht begonnen werden kann. Es wäre zu wünschen, wenn Ockfen recht bald eine würdige Erziehungsstätte für unsere Dorfjugend ihr Eigen nennen könnte.


Von 1934 – 1948 herrschte nun ein dauernder Wechsel in den Lehrpersonen. Kurzfristige Vertretungen wechselten ab mit kurzer Beschäftigungsdauer planmäßiger Lehrer, von denen Lehrer Schüller, jetzt in Irsch / Saar, und mein Vorgänger Lehrer Gales, jetzt in Longuich, mit 1,5 bis 2 Jahren die längste Beschäftigungsdauer aufwiesen. Wenn mir ein Junge aus dem 8. Schuljahr sagt, dass ich sein 18. Lehrer bin, dann beweist diese Bemerkung zur Genüge den ständigen Wechsel, bei dem naturgemäß unsere Kinder die Leidtragenden waren. Ich trat am 1.10.1948 meinen Dienst an, nachdem ich 18 Jahre in Kommlingen als Lehrer tätig war. Nachdem ich 2 Monate lang die beiden Klassen alleine betreut hatte, wurde durch die Regierung Trier am 1.12.1948 die Schulhelferin Ruth Kißler nach hier berufen, die am 1.4.1950 von der Lehrerin Elisabeth Krier aus Kahren abgelöst wurde.


Zu 1: der heutige Dorfbrunnen beim Feuerwehrgerätehaus (2001)

zu 2: Hauptstraße 23 Haus Josef Benning (2001)

zu 3: Die damals gebaute neue Schule stand auf der heutigen Grünanlage am Kriegerehrenmal (2001)

zu 4: Die Valentins Kapelle stand auf dem Platz, wo wir heute das Kriegerehrenmal vorfinden. Sie wurde in Jahre 1909 abgerissen. Nachfolger ist die heutige Pfarrkirche. (2001)

zu 5: Anfang 1950 war die Valentins Kapelle bereits abgerissen, und der Friedhof eingeebnet. Heute steht dort das Kriegerehrenmal. Der neue Friedhof liegt heute in der Ortsmitte. (2001) Bei seiner Erstellung am Ortsrand.

Zu 6: Heutiges Jugend- und Bürgerhaus; Kreuzung Herrenbergstraße, Hauptstraße, Bocksteinstraße.


Bild 1: Schulklasse um 1897 vor der 1888 erbauten Schule; Bild 2: Ockfener Schüler 1927 vor der Kirche; Bild 3 Schüler im Oktober 1935 vor der 1888 erbauten Schule; Bild 4 Schuljahr 1935


Autor: Alfons Müser / Bilder Archiv Günter Kleutsch

zurück

zur Übersicht